Waschmaschinen, Autos, Heizungen: Was verbrauchen sie pro Waschgang, pro 100 km, pro Jahr? Möglichst wenig und möglichst öko – wegen des Klimaschutzes und weil wir es direkt bezahlen müssen.
Was uns kaum interessiert: Wie viel Energie braucht es, um die Waschmaschine in China, die Autoteile in Osteuropa oder die Baustoffe für das Wohnhaus herzustellen und später zu entsorgen — die verborgene „graue Energie“. Dem Klima ist es schließlich egal, wo und wann das CO2 in die Atmosphäre gelangt. Beim weltweiten Vergleich der CO2-Bilanzen der Länder ist das jedoch ziemlich entscheidend – wenn man ehrlich rechnet.
Das Smartphone aus China braucht in 2 Lebensjahren in Deutschland fürs Aufladen vielleicht 1 kWh (= 0,5 kg CO2), für die Herstellung — noch vor der ersten Whatsapp also — aber ca. 220 kWh. Das sind ca. 200 kg CO2 nach den chinesischen Stromerzeugungsverhältnissen.
Allein der Riesen-Akku für den Tesla S erzeugt bei der Herstellung bis zu 17 Tonnen CO2. Von wegen 0‑Emissions-Auto! 17 t CO2 erreicht ein Diesel-PKW (8 l/100 km) nach ca. 80.000 km.
Spannend ist die „graue Energie“ in der Bauwirtschaft: Wer denkt als privater Häuslebauer oder Großinvestor in Bürohochhäuser schon an die CO2-Emissionen, die der ganze Stahlbeton verursacht. Bauherren richten sich nach der Energieeinsparverordnung (EnEV), und die begrenzt nur den Energieverbrauch nach Einzug. Und zwar immer restriktiver: Ab 2021 dürfen – aus Gründen des Klimaschutzes — nur noch Niedrigstenergiehäuser gebaut werden, mit minimaler fossiler Heizenergie.
Das setzt jedoch nicht nur einen erhöhten Dämm- und Bauaufwand (3fach-Verglasung), sondern auch komplizierte Energietechnik (Wärmepumpen, Solaranlagen) voraus. Fazit: weniger Betriebsenergie, aber mehr Herstellungsenergie (graue Energie). Schon heute halten sich beide über die Lebensdauer des Neubaus gesehen vielfach die Waage. Aber der Gesetzgeber denkt nur an die Heizenergie.
Besonders die übliche Stahlbeton-Bauweise nutzt gleich zwei energie- und CO2-intensive Vorgänge: die Stahl- und die Zementproduktion. Allein die Zementherstellung ist weltweit für ca. 5–8% der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, viel mehr als der Flugverkehr insgesamt. Trotz aller Bemühungen, alternative Brennstoffe für die nötige Energie zu nutzen, verursacht eine Tonne Zement in deutscher Produktion immer noch 0,57 t CO2.
Und die Moral von der Geschicht‘? Der Gesetzgeber muss beim Bauen den gesamten Energieaufwand vom Ressourcenabbau bis zur Entsorgung im Blick haben, und nicht nur die Betriebsenergie. Projektentwickler sollten Bestandsgebäude nicht vorschnell abreißen, sondern lieber sanieren. Die Industrie muss den Anteil erneuerbarer Energieträger am Strommix erhöhen und weniger CO2-intensive Materialien entwickeln und einsetzen (Stichworte: Carbonbeton, grüner Zement).
Und wir Privatleute? Wir kennen die graue Energie unserer Konsumgüter nicht. Aber wir können vermuten: Alles, was von weit her transportiert wurde, was (wahrscheinlich) viele industrielle Verarbeitungsschritte durchlaufen hat und was technisch komplex ist, enthält im Zweifel auch viel graue Energie und ist damit eher klimaschädlich. Jedenfalls wünsche ich mir mehr Ehrlichkeit bei den Energieverbrauchsangaben.
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