Ham­bur­ger Zukunfts­ma­ni­fest: Leit­bild für eine grund­le­gend neue Politik

Der Zukunfts­rat stellt fest, dass die Lebens­grund­la­gen der Mensch­heit exis­ten­zi­ell gefähr­det sind. Es bedarf des­halb umge­hend einer umfas­sen­den sozi­al-öko­­­lo­­gi­­schen und gene­ra­tio­nen­ge­rech­ten Trans­for­ma­ti­on auf der Basis einer ganz­heit­li­chen Nach­hal­tig­keit inner­halb der unver­rück­ba­ren pla­ne­ta­ren Grenzen.

Der Zukunfts­rat for­dert die Poli­tik auf, Sach­la­ge, Dimen­si­on und Dring­lich­keit der Kli­ma­kri­se und des sechs­ten Mas­sen­aus­ster­bens anzu­er­ken­nen, aus­nahms­los sämt­li­che Lebens­be­rei­che auf den Prüf­stand zu stel­len, auf Basis wis­sen­schaft­li­cher Erkennt­nis­se umge­hend ins Han­deln zu kom­men und alle ein­zu­lei­ten­den Maß­nah­men trans­pa­rent und umfäng­lich zu kommunizieren.

IM EIN­ZEL­NEN STEL­LEN WIR GRUND­LE­GEND FEST:

  1. Das der­zei­ti­ge glo­ba­le Wirt­schafts­mo­dell, basie­rend auf ste­ti­gem Wachs­tum, dere­gu­lier­ten Finanz­märk­ten, unbe­schränk­tem Res­sour­cen­ver­brauch und über­stei­ger­tem Kon­sum, sorgt für ein Über­schrei­ten der pla­ne­ta­ren Gren­zen und ist daher nicht geeig­net, die Zivi­li­sa­ti­on vor dem Kol­laps zu bewahren.
  2. Deutsch­land trägt als Indus­trie­na­ti­on, als welt­weit viert­größ­te Volks­wirt­schaft und als his­to­risch viert­größ­ter CO2-Emi­t­­tent inter­na­tio­nal eine her­aus­ra­gen­de Ver­ant­wor­tung für die Siche­rung der Lebens­grund­la­gen der Menschheit.
  3. Als Hafen- und Indus­trie­me­tro­po­le steht Ham­burg in die­sem Kon­text in der beson­de­ren Ver­ant­wor­tung, sou­ve­rän und pro­gres­siv vor­aus­zu­ge­hen bei der Umset­zung des Pari­ser Abkom­mens, der Befol­gung der Emp­feh­lun­gen sowohl des Wel­t­k­li­­ma- als auch des Welt­bio­di­ver­si­täts­ra­tes sowie der Errei­chung der Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals (SDGs) der Agen­da 2030.
  4. Das der Mensch­heit ver­blei­ben­de CO2-Bud­­get setzt ver­bind­li­che glo­ba­le, natio­na­le, regio­na­le, ham­bur­gi­sche sowie auch indi­vi­du­el­le Gren­zen. Alle poli­ti­schen Ent­schei­dun­gen sind unter Kli­maund Zukunfts­fä­hig­keits­vor­be­halt zu stel­len. Tech­ni­sche sowie effi­zi­enz­ba­sier­te Maß­nah­men kön­nen nur dann in Kli­ma­plä­ne ein­ge­hen, wenn die Tech­no­lo­gie unmit­tel­bar ver­füg­bar ist.
  5. Alle Men­schen bil­den zusam­men eine Schick­sals­ge­mein­schaft. Ohne umfas­sen­de Kli­ma­ge­rech­tig­keit samt Technologie‑, Wis­­sens- und Know-how-Tran­s­­fer wird der glo­ba­le Süden weder bei der Bewäl­ti­gung der Kli­ma­kri­se noch bei einer Abmil­de­rung des sechs­ten Mas­sen­aus­ster­bens mitziehen.
  6. Poli­tik trägt Ver­ant­wor­tung. Poli­tik hat ihre Ent­schei­dun­gen auf der Grund­la­ge wis­sen­schaft­li­cher Befun­de zu tref­fen z. B. auf Basis der Exper­ti­sen des Wis­sen­schaft­li­chen Bei­ra­tes der Bun­des­re­gie­rung Glo­ba­le Umwelt­ver­än­de­run­gen (WGBU), des Sach­ver­stän­di­gen­ra­tes für Umwelt­fra­gen (SRU) und des Umwelt­bun­des­am­tes (UBA).
  7. Die bis­he­ri­ge Kli­ma­po­li­tik und die bis­lang beschlos­se­nen Maß­nah­men Deutsch­lands und Ham­burgs sind völ­lig unzu­rei­chend. Dies gefähr­det den demo­kra­ti­schen Rechts­staat und stellt eine Men­schen­rechts­ver­let­zung – auch an unse­ren Nach­kom­men – dar.
  8. Poli­tik hat sich am Not­wen­di­gen zu ori­en­tie­ren – und nicht am vor­geb­lich poli­tisch Mach­ba­ren. Das künf­tig erfor­der­li­che Resul­tat bestimmt die heu­te not­wen­di­gen Maßnahmen.
  9. Kli­ma­schutz ist geleb­te Sozi­al­ver­träg­lich­keit. Sozi­al­ver­träg­lich­keit schließt Gene­ra­tio­nen­ge­rech­tig­keit mit ein und kann auch das Abrü­cken von alten Besitz­stän­den bedeuten.
  10. Die ohne Ver­zö­ge­rung ein­zu­lei­ten­de, sämt­li­che Lebens­be­rei­che umwäl­zen­de sozi­al-öko­­­lo­­gi­­sche Trans­for­ma­ti­on hat trans­pa­rent, ethisch, inklu­siv, unter Annä­he­rung der Lebens­ver­hält­nis­se, inklu­si­ve einer Neu­be­wer­tung von Arbeit sowie mit­tels insti­tu­tio­na­li­sier­ter, kon­sul­ta­ti­ver Teil­ha­be der Bürger*innen und der Zivil­ge­sell­schaft stattzufinden.
  11. Wesent­li­che Prin­zi­pi­en der nach­hal­tig sozi­al-öko­­­lo­­gi­­schen Trans­for­ma­ti­on sind Gemein­wohl, Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit, hoher Bil­dungs­stan­dard, Kon­sis­tenz, Suf­fi­zi­enz, Regio­na­li­tät, Regu­lie­rung, Resi­li­enz, Trans­pa­renz sowie Ethik und glo­ba­le Gerechtigkeit.
  12. Im deut­li­chen Kon­trast zur bis­he­ri­gen Poli­tik sind das Gemein­wohl und das sozia­le Mit­ein­an­der in das Zen­trum poli­ti­schen Han­delns zu stel­len. Es bedarf einer Ablö­sung des Brut­to­in­lands­pro­dukts (BIP) durch geeig­ne­te­re Mess­in­stru­men­te, eines pro­gres­si­ven Wohl­stands­be­grif­fes sowie eines neu­en grund­le­gen­den gesell­schaft­li­chen Kon­sen­ses, wie wir zusam­men leben wol­len in einer Welt, die zuneh­mend unter dem Zei­chen der Kli­ma­kri­se und des sechs­ten Mas­sen­aus­ster­bens steht.

Ham­burg, am 3. Novem­ber 2020

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