Bioenergie ist CO2-neutral. Sie gibt bei ihrer Nutzung nur das CO2 wieder ab, das die Pflanzen zuvor durch Photosynthese aufnahmen. Bioenergie ist – anders als Wind und Sonne – speicherbar, grundlastfähig und damit als erneuerbare Regelenergie geeignet. Ein Hit für die Energiewende.
Was aus Biomasse wird
Und äußerst vielseitig: Aus Zuckerrüben und Stroh entsteht Bioethanol als Benzinzusatz. Aus Raps, Palmöl, pflanzlichen, tierischen und Altfetten wird Biodiesel. Mais, Gras, Dung, Garten- und Küchenabfall vergärt zu Biogas, ein Brennstoff für Blockheizkraftwerke zur Strom- und Wärmegewinnung. Als Biomethan kann Biogas fossiles Erdgas im Netz ersetzen. Holz dient ebenfalls der Strom- und Wärmeproduktion – in privaten Pelletheizungen oder auch als Kohleersatz in Großkraftwerken.
Und wie viel wird genutzt?
In den letzten Jahren entwickelte sich die Bioenergie bei den Kraftstoffen positiv. Bei der Strom- und Wärmeerzeugung stagnierte sie.
Beim Stromverbrauch stammten 2018 37,8% aus erneuerbaren Energien. Biomasse hatte daran einen Anteil von 22,6%, hauptsächlich Biogas. Beim Wärmeverbrauch liegen die Erneuerbaren Energien insgesamt bei 13,9%, da-von stammen 86% aus Biomasse, vornehmlich aus Holzpellets. Beim Verkehr liegt der Anteil der Erneuerbaren nur bei 5,6%, wovon Biokraftstoffe wiederum 88% ausmachen.
Soweit so gut, und wo liegt der Haken?
Die Haken an der Bioenergie
Zunächst in der Klimabilanz: Bei Anbau, Düngung und Nutzung von Energiepflanzen entsteht neben CO2 vielfach Methan und Lachgas, starke Treibhausgase. Pro kWh emittiert Bioenergie durchschnittlich 230g CO2-Äquivalen-te; Photovoltaik z.B. nur 41 g.
Energiepflanzen wachsen auf Ackerböden, die auch dem Anbau von Lebens- und Futtermitteln dienen. „Tank oder Teller“ benennt diese Nutzungskonkurrenz. Das Aufbrechen von Grün- oder Brachland in Ackerland für Energiepflanzen erzeugt viel Treibhausgas. Monokulturen von Raps oder Mais gefährden zudem die Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und bei starker Düngung das Grundwasser.
Besonders wenn artenreiche Regenwälder gerodet oder andere schutzbedürftige Flächen für die Biomasseproduktion in Anspruch genommen werden, sind die ökologischen und sozialen Wirkungen oft verheerend.
Nachhaltigkeits-Verordnungen
Um das zu vermeiden, beschloss die Bundesregierung 2009 Nachhaltigkeitsverordnungen für Biokraftstoffe und für die Stromproduktion aus Pflanzenölen (Raps, Palmöl, Soja). Ein Zertifizierungssystem schreibt eine CO2-Einspa-rungsquote vor und soll vor allem den Urwald schützen. Ohne Zertifikat keine Förderung. Die Realität z.B. auf Borneo sieht oft anders aus.
Sonderfall Holz
Noch ein Haken der Bioenergie: die zunehmende Nutzung von Holz. Zwar ist Holz gesetzlich als erneuerbar anerkannt. Es wäre jedoch keineswegs nachhaltig, viele Jahrzehnte alte Wälder als wirksame CO2-Senken zu zerstören, um Kraftwerkskohle durch Holzhackschnitzel oder Pellets zu ersetzen.
Weltweit wuchs die Produktion von Holzpellets von 2010 bis 2018 auf das 3,5‑Fache. Wohl nicht durch eine vermehrte Nutzung von Rest‑, Pflege- oder Altholz. Eher durch KUP – „Kurzumtriebsplantagen“ schnell wachsender Bäume. Und durch das Fällen von Bäumen in US-amerikanischen und kanadischen Wäldern. Wo bleibt hier die Nachhaltigkeitsverordnung?
Rohholz und Energiepflanzen in Monokulturen machen Probleme; Bio-Abfälle und Reststoffe nicht. Ihre energetische Nutzung bleibt ein Hit.
Foto: Wolfgang Ehreke auf Pixabay