Wir leben auf zu großem Fuße.
Der Zukunftsrat Hamburg hat errechnen lassen, wie viel Fläche der Durchschnitts- Hamburger für seinen Konsum benötigt und ob dies seinem gerechten Anteil an der fruchtbaren Erdoberfläche entspricht. Das Ergebnis stellt unseren Lebensstil in Frage: Der Ökologische Fußabdruck der Hamburger Bevölkerung entspricht pro Kopf einer Fläche von 5,17 ha; weltweit gesehen stehen jedem Erdenbürger jedoch nur 1,78 ha zu (die Maßeinheit ha wurde global standardisiert). Der Hamburger Fußabdruck ist auch größer als der eines Durchschnitts-Deutschen (5,08 ha).
Würden alle Menschen dieselbe Menge an Rohstoffen verbrauchen und an CO2 und Abfall produzieren wie ein Durchschnitts-Hamburger, wären 2,9 Planeten nötig, um alle Ansprüche zu befriedigen. Hamburg lebt damit materiell auf Kosten ärmerer Völker und Regionen.
Das britische Consulting-Unternehmen Best Foot Forward in Oxford hat seiner Untersuchung im Auftrag des Zukunftsrats eine weltweit anerkannte wissenschaftliche Methode zur Umrechnung der verschiedenen Konsumformen (Nahrung, Wohnen, Mobilität, Güter, Dienstleistungen) jeweils in verschiedene Flächenarten (Ackerland, Weideland, Wald, bebautes Land, Fischgründe und Wald als CO2-Senke für fossile Energie) zugrunde gelegt. Als Datenbasis wurde das Jahr 2007 gewählt, um Vergleiche mit anderen Regionen und Modellrechnungen ziehen zu können.
Den größten Anteil am Hamburger Fußabdruck nimmt die Fläche zur Nahrungsbereitstellung ein. Dazu gehört z.B. auch Ackerland für Wein aus Südafrika oder Weideland für Rindfleisch aus Argentinien. Mobilität als zweitgrößter Fußabdruck-Anteil nimmt vor allem „CO2-Land“ (Energie) in Anspruch. Für alle Konsumformen zusammen beträgt „CO2-Land“ über die Hälfte des gesamten ökologischen Fußabdrucks Hamburgs. Bei dessen Berechnung werden nicht nur der Einsatz der verschiedenen Energieträger z.B. für Wohnen, Mobilität und Güterproduktion berücksichtigt, sondern auch ihre jeweilige CO2-Intensität – z.B. auch für die verschiedenen Transportmittel vom Schiff bis zum Flugzeug. Für die einzelnen Dienstleistungssektoren (Gastronomie, Gesundheit, Bildung, Handel usw.) und für die Güterproduktion und –nutzung wurden bewährte nationale Berechnungsmodelle einschließlich Im- und Exportquoten herangezogen und soweit möglich an die Hamburger Datenlage angepasst.
Die Ergebnisse der insgesamt höchst komplexen Berechnungen geben die quantitative Basis für Handlungsempfehlungen. Zur Verringerung des Ökologischen Fußabdrucks und zur Annäherung an einen gerechten Erdanteil sind für Hamburg besonders zu nennen:
- Reduzierung des flächenintensiven Fleischkonsums
- Umstieg vom „CO2-Land“-intensiven Auto auf Bahn, Bus und Fahrrad;
- Verringerung der besonders energieintensiven Flugreisen
- Ersatz fossiler Energie- und Wärmeerzeugung durch regenerative Energieträger, wobei Biogas neue Flächenprobleme stellt
- Dämmung von Häusern und Wohnungen zur Reduzierung des „CO2-Land“- Bedarfs
- Abfalltrennung und Recycling sowie second-hand-Nutzung zur Verminderung der Flächeninanspruchnahme für die Güterproduktion.
Die detaillierten Ergebnisse des Ökologischen Fußabdrucks wurden am 17.10.12 in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky der Öffentlichkeit präsentiert.