Ein Paar bekommt Nachwuchs. Die 2‑Zimmer-Wohnung wird zu klein. In München, Berlin und Hamburg ist das meist ein Problem!
Die andere Seite: Von den knapp 1 Mio. Wohnungen in Hamburg sind 150 000 Einfamilienhäuser und 227.000 große Wohnungen mit 5 und mehr Räumen. Auch weiß man, dass 54,5 % der Hamburger Haushalte Einpersonenhaushalte sind (2018) und 137.000 Alleinlebende 65 Jahre und älter (2017). Na und?
Senior*innen in zu großen Wohnungen?
Was man nicht weiß: Wie viele Hamburger Senior*innen leben ungewollt allein in einem Haus bzw. einer oft relativ günstigen Großwohnung weit oberhalb der durchschnittlichen Wohnfläche/Einw. von 38,5 m2 (2018)? Mit allen Konsequenzen für die Älteren: Überlastung, Einsamkeit, hohe Nebenkosten und hohe heizungsbedingte CO2-Emissionen. Und andererseits fehlender Wohnraum für junge Familien.
Und anderswo?
Berlin weiß mehr: Die städtische Berlinovo GmbH ermittelte 2017, dass dort 350.000 Senior*innen lieber in einer kleineren Wohnung leben würden (im Schnitt 67m2 statt derzeit um 90m2). Bei einem Umzug würden 200.000 große Wohnungen für Familien frei.
Berliner Wohnungsunternehmen bieten an, bei einem Wohnungswechsel den alten m2-Mietpreis zu halten und den Umzug mit 1500 € zu unterstützen. Bisher klappte das allerdings nur bei 200 Wohnungen im Jahr. Immerhin ein Anfang. Auch woanders: Rostock garantiert die bisherige m2-Kaltmiete auch für die kleinere Wohnung für 3 Jahre (und vermietet die größere teurer als bisher). In mehreren Universitätsstädten gibt es „Wohnen für Hilfe“: Junge Menschen ziehen zu Senioren in eine große Wohnung und arbeiten pro m2 Wohnfläche 1 Stunde im Monat im Haushalt, bei reduzierter Miete. Das spart ein neues Wohnheim. In Frankfurt kann man Sozialwohnungen tauschen. Wien gibt Senioren in Gemeindewohnungen einen Rechtsanspruch darauf. Das wollen die Grünen nun auch hier, jedenfalls für Wohnungsgesellschaften.
Was tut Hamburg?
Und in Hamburg? Seit kurzem hat die Stadtentwicklungsbehörde eine Koordinierungsstelle für Mieter*innen über 60 Jahre. Anfragen leitet sie an „kooperierende Wohnungsunternehmen“ weiter, nimmt – wenn vorhanden — deren Angebote entgegen und schickt sie an die Anfragenden. Alles unverbindlich, keine Mietpreisregelung. Aber ein erster Schritt. Nicht allerdings für die Senior*innen, die eine kleinere Eigentumswohnung suchen.
Sicher, es ist kompliziert: Wohnen die Senior*innen im (abgezahlten) Eigenheim, in einer Genossenschaftswohnung oder zur Miete? Möchten sie in der sozialen Umgebung bleiben oder „in die Stadt“ ziehen? Suchen sie helfende Mitbewohner, eine Wohngemeinschaft gegen die Einsamkeit oder eine barrierefreie Altenwohnung?
Meine Meinung
Nachhaltige Stadtentwicklung könnte hier mehr tun als Postbote spielen. Z.B. eine transparente Internetplattform für Wohnungstausch-Interessierte einrichten. Und Sozialarbeiter*innen engagieren, die auch bei der Belegung von Mehrgenerationenhäusern und Cluster-Wohnungen (mit Gemeinschaftsbereich, aber eigenem Bad und Kochnische) beraten und zu Senioren-WGs zusammenführen. Und neue rechtliche / vertragliche Instrumente für Wohnungstausche sowie flexible langfristige Finanzierungsmodelle schaffen. Die junge Familie wäre dankbar, und Wohnfläche wäre nachhaltiger genutzt.
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