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Kri­sen – Kri­sen – Kri­sen – Wo blei­ben die Bürger?

Posted on 24. August 2023

Am 27. Juni ver­an­stal­te­ten wir gemein­sam mit Mehr Demo­kra­tie LV Ham­burg unter dem Titel „Kri­sen – Kri­sen – Kri­sen. Sind Bür­ge­rin­nen und Bür­ger Objek­te oder Sub­jek­te der Lösun­gen?“ einen inter­ak­ti­ven Work­shop zu dia­log­ba­sier­ten Betei­li­gungs­for­men, wie sie in Ham­burg heu­te und in Zukunft Ein­satz finden.

Wir haben die Fra­ge auf­ge­wor­fen, ob wir Bür­ger nur als Gegen­stand oder auch Mit­ge­stal­ter der Lösun­gen ange­se­hen wer­den. Zu Beginn haben wir uns einen Impuls von Jörg Som­mer ein­ge­holt, dem Lei­ter des Ber­lin Insti­tut für Par­ti­zi­pa­ti­on (bipar). Wir luden drei wich­ti­ge Behör­den­ver­tre­ter und unse­re Spre­che­rin Clau­di­ne Nierth ein und kon­zen­trier­ten uns dabei exem­pla­risch auf vier ver­schie­de­ne dia­log­ori­en­tier­te Betei­li­gungs­for­ma­te. Alle vier haben in einem kur­zen Pitch ihr Betei­li­gungs­ver­fah­ren skiz­ziert. Nach den Pit­ches wur­den die Ver­fah­ren in klei­nen Teams ver­tieft und dis­ku­tiert, wofür die­se jeweils am bes­ten geeig­net wären.

Alex­an­der von Vogel, Staats­rat in der Behör­de Wis­sen­schaft, For­schung, Gleich­stel­lung und Bezir­ke (BWFGB), in des­sen Res­sort das Bürger:innen-Beteiligungsbericht 2020 [Link zu https://​www​.ham​burg​.de/​b​w​f​g​b​/​1​5​2​6​1​3​3​0​/​b​e​r​i​c​h​t​—​b​u​e​r​g​e​r​i​n​n​e​n​b​e​t​e​i​l​i​g​u​ng/] erstellt wur­de, wies dar­auf hin, dass an man­chen Stel­len der Ver­wal­tung noch immer das Miss­ver­ständ­nis bestehe, dass Bür­ger­be­tei­li­gung eine Art von „Wider­stands­ma­nage­ment“ sei. Sein inzwi­schen gestärk­tes Team und hat ein Schu­lungs­kon­zept erar­bei­tet, das nach der Som­mer­pau­se star­tet und Mit­ar­bei­tern in Fach­be­hör­den und Bezirks­äm­tern Schu­lun­gen und Coa­ching für Betei­li­gungs­ver­fah­ren anbie­tet. Aspek­te wie Recht Hal­tung, Ziel, Stra­te­gie und anzu­wen­den­de Metho­de, aber auch Betei­li­gung von Kin­dern und Jugend­li­chen wer­den adressiert.

Das auf­su­chen­de Ver­fah­ren der „Tür- und Angel­ge­sprä­che“, das von Vogel vor­stell­te, beruht auf sys­te­ma­tisch viel­fäl­tig aus­ge­wähl­ten Adres­sen im Stadt­teil, deren Bewoh­ner man in indi­vi­du­el­len Gesprä­chen nach ihren Bedürf­nis­sen befragt und dar­aus Maß­nah­men ablei­tet, die kon­kre­te Bes­se­rung der Lebens­ver­hält­nis­se bringt. So etwa die Beschaf­fung eines Bür­ger­bus­ses für älte­re Bewoh­ner in Niendorf.

Von Vogel begrüßt auch digi­ta­le Betei­li­gungs­ver­fah­ren, erin­nert aber dar­an, dass bei Fra­ge­stel­lun­gen, bei denen ein Rin­gen oder Strei­ten um den Aus­gleich von Inter­es­sen erfor­der­lich ist, das Ziel digi­tal kaum erreich­bar sei. Dar­über hin­aus bestehe nach wie vor die Her­aus­for­de­rung, dass bei bestimm­ten Betei­li­gungs­for­ma­ten immer die­sel­ben Men­schen dabei sind, wäh­rend man gan­ze Bevöl­ke­rungs­grup­pen nicht erreicht. Daher sieht er in dem Zufalls­prin­zip ein wich­ti­ges Instru­ment, um mehr Men­schen zu errei­chen, und fin­det, dass wir auch Bür­ger­rä­te brauchen.

Clau­di­ne Nierth beschrieb die Ent­wick­lung, wie es zu den ers­ten bun­des­wei­ten Bür­ger­rä­ten nach dem iri­schen Vor­bild kam, wie die Bun­des­re­gie­rung und der Bun­des­tag schließ­lich von der Idee über­zeugt wer­den konn­ten und dass im kom­men­den Sep­tem­ber der ers­te („Ernäh­rung im Wan­del“) von drei in die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode vom Bun­des­tag ein­zu­set­zen­den Bür­ger­rä­te star­tet. Mehr Demo­kra­tie ist eine der vier Insti­tu­te, die die Durch­füh­rung der Bür­ger­rä­te orga­ni­sie­ren wer­den. Nierth beschrieb dann die wich­tigs­ten Eigen­schaf­ten eines Bür­ger­rats und das Los­ver­fah­ren zur Aus­wahl der 160 Men­schen, die dar­an teil­neh­men. Für Nierth ist das Beson­de­re an Bür­ger­rä­ten gera­de das Los, weil es bereits das Bewusst­sein der Teil­neh­men­den ände­re: Das Ein­zi­ge, das die Teil­neh­men­den ver­bin­det, sei das Aus­­­ge­­lost-wor­­den-sein. So schlüp­fen sie in die Rol­le des Bür­gers, der für das Gan­ze bürgt. Auch Par­la­men­te kön­nen eini­ges dar­aus ler­nen, dass die Aus­ge­los­ten nicht in die­se Ver­samm­lung gehen, um zu domi­nie­ren, son­dern um zuzu­hö­ren und zu bera­ten. Das Zuhö­ren auf ande­re bewir­ke die Offen­heit, auch die eige­ne Mei­nung zu über­prü­fen und ggf. sogar zu ver­än­dern. Es ent­ste­he so etwas wie ein Gemein­sinn — das Bes­te für uns alle. Bür­ger­rä­te machen ihrer Mei­nung nach dann Sinn, wenn sie eng mit der Poli­tik ver­knüpft sind. Wenn Abge­ord­ne­ten eine bren­nen­de Fra­ge vor­liegt, kann die Emp­feh­lung aus dem Quer­schnitt der Bevöl­ke­rung eine wert­vol­le Ergän­zung zu den Mei­nun­gen von Exper­ten, Wahl­krei­sen und der Frak­ti­on sein. Ein im Ide­al­fall im Kon­sens ver­ab­schie­de­tes Bür­ger­gut­ach­ten lie­fe­re den Abge­ord­ne­ten eine zusätz­li­che Beur­tei­lungs­grund­la­ge. Damit sei auch die Gren­ze eines Bür­ger­rats abge­steckt. Sei­ne Rol­le ist bera­tend. Das wesent­li­che und neue Ele­ment ist der Dia­log, der die Bür­ger unter­ein­an­der und den Bür­ger­rat mit der Poli­tik enger zusam­men­brin­gen und hel­fen kön­ne, die bestehen­de Kluft zu über­win­den. Noch sei­en wir in der Erpro­bungs­pha­se, sagt Nierth, sie hof­fe aber, dass die nächs­te Legis­la­tur­pe­ri­ode Bür­ger­rä­te gesetz­lich eta­blie­ren wird.

Nor­bert Kuhn lei­tet im Amt für Digi­ta­li­sie­rung und IT der Senats­kanz­lei die Abtei­lung „Urban Data Gover­nan­ce und Pro­jekt­un­ter­stüt­zung“ und ist ver­ant­wort­lich für Open Data und den Auf­bau einer Data Gover­nan­ce als Regelungs­rahmen für den Umgang mit den Daten der Stadt. Eines der Vor­ha­ben, das Bestand­teil des Ham­bur­ger Akti­ons­plans im Rah­men von Open Govern­ment Part­ner­ship (OGP) Local hebt sich durch eine neue, ambi­tio­nier­te Betei­li­gungs­form her­vor: Ko-Kre­a­­ti­on und Kol­la­bo­ra­ti­on. Seit 2022 ist Ham­burg Mit­glied in OGP Local. Der Akti­ons­plan ver­folgt das Ziel, daten­ba­siert den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern mög­lichst gute Hil­fe bereit­zu­stel­len, wie sie in Ham­burg von A nach B kom­men. Dabei ste­hen benach­tei­lig­te Grup­pen beson­ders im Fokus. Das Herz­stück des Akti­ons­plans bil­den aber die Selbst­ver­pflich­tun­gen Trans­pa­renz, öffent­li­che Rechen­schafts­le­gung, Bür­ger­be­tei­li­gung und ‑ein­bin­dung sowie Tech­no­lo­gie und Innovation.

Bereits der Akti­ons­plan wur­de mit frü­her Betei­li­gung der Zivil­ge­sell­schaft erstellt (Ko-Kre­a­­ti­on) und eine durch­ge­hen­de Zusam­men­ar­beit mit ihr (Kol­la­bo­ra­ti­on) kenn­zeich­net die wei­te­re Ent­wick­lung des Vor­ha­bens. Die­se Zusam­men­ar­beit stell­te Kuhn als wich­tig her­aus, denn bei vie­len Digi­ta­li­sie­rungs­vor­ha­ben ste­he die Tech­no­lo­gie im Vor­der­grund und bei den Bür­gern blei­be häu­fig die Fra­ge offen, was sie denn damit zu tun haben. Der Haupt­part­ner ist hier die Kör­ber Stif­tung, zusätz­lich wur­de ein Mul­tistake­hol­der Forum (MSF) mit wei­te­ren zivil­ge­sell­schaft­li­chen Grup­pen und der Hafen­Ci­ty Uni­ver­si­tät gebil­det. (Ich bin Mit­glied in dem MSF.)

Clau­di­us Lie­ven, Lei­ter der Stadt­Werk­statt in der Behör­de für Stadt­ent­wick­lung und Woh­nen (BSW) berich­te­te über das Digi­ta­le Par­ti­zi­pa­ti­ons­sys­tem DIPAS, das bei geo­da­ten­ba­sier­ten Pla­nungs­vor­ha­ben zum Ein­satz kommt, sowohl bei klei­nen wie z.B. Kin­der­spiel­plät­ze als auch bei gro­ßen Ver­kehrs­pro­jek­ten wie z.B. U5 oder Velo­rou­ten. Eini­ge ken­nen bereits die inter­ak­ti­ven Pla­nungs­ti­sche mit digi­ta­len Kar­ten, Luft­bil­dern und 3D-Model­­len. DIPAS ermög­licht aber eben­so eine online Betei­li­gung an den Pla­nungs­vor­ha­ben. Die jüngs­te Erneue­rung ist der DIPAS-Navi­­ga­­tor, die eine Über­sicht über alle mit DIPAS durch­ge­führ­ten Betei­li­gungs­ver­fah­ren und stellt tages­ak­tu­ell dar, wo, wann und zu wel­chen The­men Betei­li­gun­gen statt­fin­den. Über 100 Ver­fah­ren seit 2016 sind in DIPAS doku­men­tiert ein­schließ­lich ihrer His­to­rie. Sogar ein Sto­ry­tel­­ling-Fun­k­­tio­na­­li­­tät ist ein­ge­baut. Meh­re­re ande­re Städ­te sind inzwi­schen dabei, DIPAS einzusetzen.

Die Pit­ches und die Dialoge

Nach den Vor­trä­gen haben wir in klei­nen Teams die Ver­fah­ren in mehr Tie­fe dis­ku­tiert und z.B. ver­sucht zu skiz­zie­ren, wel­che der Metho­den für wel­che Art von Fra­ge­stel­lun­gen bes­ser geeig­net sind.

Unser zusam­men­fas­sen­der Fazit aus die­ser Ver­an­stal­tung und aus ande­ren Dia­lo­gen mit meh­re­ren Ver­wal­tungs­funk­tio­nen: Die Loko­mo­ti­ven der Bür­ger­be­tei­li­gung, die wir hier zu Gast hat­ten, haben die Not­wen­dig­keit und den Wert von Betei­li­gung und Dia­log mit den Bür­gern längst erkannt. Sie sehen dar­in nicht nur ein Instru­ment zum Wider­stands­ma­nage­ment, son­dern ver­fü­gen über einen soli­den Erfah­rungs­schatz um die ver­bes­ser­ten Ergeb­nis­se für Vor­ha­ben und um die Bedeu­tung für den Zusam­men­halt in der Gesell­schaft. Die Digi­ta­li­sie­rung hat die Mög­lich­kei­ten der Bür­ger­be­tei­li­gung, auch den Zugang und Attrak­ti­on für vie­le Bevöl­ke­rungs­grup­pen erheb­lich gestei­gert, kann die Erreich­bar­keit zu allen Grup­pen aber auch nicht lösen. Dass die Durch­füh­rung von Betei­li­gungs­pro­zes­sen pro­fes­sio­nel­ler Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung bedarf und dass jeder Pro­zess auf die bevor­ste­hen­de Auf­ga­be zuge­schnit­ten sein muss, ist wohl ver­stan­den und die Loko­mo­ti­ve bele­gen ihren Mut zu vie­len Neuerungen.

Aber die­se Erkennt­nis­se sind noch nicht in jede Ecke der Ver­wal­tung vor­ge­drun­gen. Noch sind Silos vor­han­den, in denen ein­zel­ne Füh­rungs­kräf­te mehr an sich selbst als an die Kraft des Zusam­men glau­ben. Noch sind die finan­zi­el­len und per­so­nel­len Spiel­räu­me ein Eng­pass, um die­se Erkennt­nis­se und Fähig­kei­ten breit Früch­te tra­gen zu las­sen. Noch sind die­se Fort­schrit­te und die vor­han­de­nen Betei­li­gungs­mög­lich­kei­ten den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern in ihrer Brei­te nur unzu­läng­lich sichtbar.

Die bevor­ste­hen­den gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen gebie­ten, dass das gegen­sei­ti­ge Ver­trau­en zwi­schen Poli­tik und Ver­wal­tung einer­seits und den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern ande­rer­seits einer vor­aus­schau­en­den Stär­kung bedarf. Der neue Ver­fas­sungs­auf­trag zur Bür­ger­nä­he lie­fert das Hand­lungs­ge­bot dazu. Jetzt muss die­ses Gebot so insti­tu­tio­na­li­siert wer­den, dass es auch sein gan­zes Poten­ti­al ent­fal­ten kann. Wir bedan­ken uns bei allen Betei­lig­ten für die­sen erhel­len­den und ver­tie­fen­den Dia­log als einen Bei­trag dazu!

Hele­na Peltonen-Gassmann

Der bes­te Weg, die Zukunft vor­aus­zu­sa­gen, ist, sie zu gestalten.

Abra­ham Lin­coln, ehem. ame­ri­ka­ni­scher Präsident

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