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Frau­en aus der Unsicht­bar­keit holen – durch geschlech­ter­ge­rech­te Sprache

Posted on 15. März 2023

Von Ange­li­ka Ohse.

Im Grund­ge­setz ist die Gleich­be­rech­ti­gung von Frau­en und Män­nern ver­an­kert, und der Staat ist beauf­tragt, die tat­säch­li­che Durch­set­zung der Gleich­be­rech­ti­gung von Frau­en und Män­nern zu för­dern und auf die Besei­ti­gung bestehen­der Nach­tei­le hin­zu­wir­ken. Trotz­dem sind Frau­en in unse­rer Gesell­schaft benach­tei­ligt, ihre Kom­pe­ten­zen und Leis­tun­gen wer­den über­wie­gend nicht gese­hen und nicht gewür­digt. Einen wesent­li­chen Anteil dar­an hat unse­re Spra­che, weil sie Frau­en weit­ge­hend unsicht­bar macht und nicht einbezieht.

Spra­che beein­flusst, wie wir unse­re Umwelt wahr­neh­men, sie prägt unser Bewusstsein.

Das „gene­ri­sche Mas­ku­li­num“ ist die gram­ma­tisch männ­li­che For­mu­lie­rung, mit der Per­so­nen aller Geschlechts­iden­ti­tä­ten gemeint sein sol­len. Es wird in der deut­schen Spra­che sehr häu­fig verwendet.

Bei­spie­le: „Fra­gen Sie Ihren Arzt oder Apo­the­ker“, „Die Sen­dung gefiel den Zuschau­ern“, „Jeder, der raucht, kann früh ster­ben“, „Jeder, der schon schwan­ger war, weiß, dass … “.

For­schungs­er­geb­nis­se bele­gen, dass Tex­te, die das gene­ri­sche Mas­ku­li­num ver­wen­den, meist nicht als neu­tral ver­stan­den wer­den, son­dern als Aus­sa­gen, die auf ein männ­li­ches Geschlecht verweisen.

Test: Das Chir­ur­­gen-Rät­­sel:
Ein Vater und sein Sohn haben einen Auto­un­fall. Dabei wird der Vater getö­tet, das Kind schwer ver­letzt. Als das Kind in den Ope­ra­ti­ons­saal gebracht wird, sagt einer der Chir­ur­gen: «Ich kann die­se Ope­ra­ti­on nicht durch­füh­ren, die­ser Jun­ge ist mein Sohn.» Wie ist das möglich?

Lösung: Es ist die Mutter

Die Ver­wen­dung des gene­ri­schen Mas­ku­li­nums bewirkt nicht nur, dass in die­sen For­mu­lie­run­gen die „mit­ge­mein­ten“ nicht-män­n­­li­chen Per­so­nen unsicht­bar blei­ben, son­dern auch, dass sich weib­li­che Per­so­nen weni­ger gemeint und ein­be­zo­gen fühlen.

Bei­spiel: Die For­mu­lie­rung „Die Nobel­preis­trä­ger“ macht die aus­ge­zeich­ne­ten Frau­en unsicht­bar und ver­schlei­ert, dass auch Frau­en mit dem Nobel­preis aus­ge­zeich­net wur­den. Bei die­ser For­mu­lie­rung stel­len sich die meis­ten Men­schen Män­ner vor. Das hat zur Fol­ge, dass vie­le anneh­men, Frau­en sei­en nicht in der Lage, eine Leis­tung zu erbrin­gen, die mit einem Nobel­preis aus­ge­zeich­net wird. Die­se Annah­me wider­spricht jedoch der Realität.

Bei­spiel: Bei Berufs­be­zeich­nun­gen, in denen Frau­en nicht genannt wer­den, z.B. „Inge­nieur“, ent­steht im All­ge­mei­nen der Ein­druck, dass Frau­en die­se Beru­fe nicht aus­üben. Auch wenn sie das Talent haben, einen sol­chen Beruf aus­zu­üben, zie­hen Schü­le­rin­nen die­se Beru­fe für sich selbst dar­um weni­ger in Betracht als Schü­ler. Wird dage­gen von „Inge­nieu­ren und Inge­nieu­rin­nen“ gespro­chen, dann wird sicht­bar, dass es sich auch um eine Berufs­mög­lich­keit für Frau­en han­delt, und die Schü­le­rin­nen füh­len sich ein­be­zo­gen. So wird durch das gene­ri­sche Mas­ku­li­num also die Berufs­wahl von Mäd­chen ein­ge­engt. Jun­gen hin­dert die Bezeich­nung, in der auch Frau­en genannt wer­den, nicht dar­an, einen
sol­chen Beruf zu wählen.

Dar­um ist es sehr wich­tig, dass in der Spra­che kein Geschlecht aus­ge­schlos­sen wird, d.h. „geschlech­ter­ge­rech­te Spra­che“ ver­wen­det wird.

Geschlech­ter­ge­rech­te Spra­che kann durch unter­schied­li­che For­men erreicht werden:

  1. Ver­wen­den von Paar­for­mu­lie­run­gen: Nen­nen der männ­li­chen und der weib­li­chen Form, z.B. „Leh­rer und Leh­re­rin­nen“ oder „Leh­re­rin­nen und Leh­rer“. Die dadurch beding­te Ver­län­ge­rung von Tex­ten emp­fin­den vie­le als umständ­lich. Sie befürch­ten, dass Tex­te dadurch schwe­rer ver­ständ­lich sind. Meh­re­re Stu­di­en (z.B. Braun et al. (2007)) bele­gen jedoch, dass geschlech­ter­ge­rech­te Spra­che kei­nen nega­ti­ven Ein­fluss auf die Ver­ständ­lich­keit und Les­bar­keit von Tex­ten hat. In der Paar­for­mu­lie­rung sind aller­dings nicht-binä­­re Per­so­nen ausgeschlossen.
  2. Ver­wen­den geschlechts­neu­tra­ler Per­so­nen­be­zeich­nun­gen und Umschrei­bun­gen, z.B. „Lehr­kräf­te“ statt Leh­rer“. Aller­dings gibt es nicht für alle Per­so­nen­be­zeich­nun­gen geschlechts­neu­tra­le Wor­te (z.B. „Gast“).
  3. Ver­wen­den geschlechts­neu­tra­ler Umschrei­bun­gen, z.B. „Per­so­nen, die ein Hand­werk aus­üben“ statt „Hand­wer­ker“.
  4. Ver­wen­den von Par­­ti­­zip-Prä­­sens-For­­men, z.B. „Teil­neh­men­de“ statt „Teil­neh­mer“, „Stu­die­ren­de“ statt „Stu­den­ten“.
  5. Ver­wen­den von „/“ oder Binnen‑I in Schrift-Tex­­­ten, z.B. „Leh­re­rIn­nen“ statt „Leh­rer“. Gespro­chen wird dies durch Paar­for­mu­lie­run­gen, d.h. „Leh­re­rin­nen und Leh­rer“ (vgl. 1). In die­ser For­mu­lie­rung blei­ben nicht-binä­­re Per­so­nen aller­dings ausgeschlossen.
  6. Ver­wen­den des Unter­strichs, Dop­pel­punkts oder Stern­chens in Schrift-Tex­­­ten, z.B. „Lehrer_innen“, „Lehrer:innen“, Lehrer*innen“.
    Gespro­chen wer­den sie durch eine klei­ne Pau­se im Sprach­fluss – wie in „Spie­gelei“. Die­se For­men schlie­ßen alle mög­li­chen Geschlechts­iden­ti­tä­ten ein. (Lei­der wer­den sie häu­fig als Beto­nung der nicht-binä­­ren Geschlechts­iden­ti­tä­ten miss­ver­stan­den.) Weil es meh­re­re ande­re Mög­lich­kei­ten gibt, in der Spra­che kein Geschlecht aus­zu­schlie­ßen, ist nie­mand gezwun­gen, ein Stern­chen (bzw. einen Dop­pel­punkt oder einen Unter­strich) zu schrei­ben oder eine Pau­se im Wort zu sprechen.

Spra­che ist leben­dig – wie auch die Gesell­schaft ent­wi­ckelt sie sich stän­dig wei­ter. Die deut­sche Spra­che ent­hält inzwi­schen vie­le Wor­te aus ande­ren Spra­chen wie „Bou­tique“, „Situa­ti­on“, „Mon­ta­ge“, …. In den letz­ten Jahr­zehn­ten wur­den ins­be­son­de­re Wor­te aus dem Eng­li­schen über­nom­men, z.B. „Manage­ment“, „Lea­sing“, „State­ment“, „Down­load“, …. Es wird nun Zeit, dass in unse­rer Spra­che jede Per­son unab­hän­gig von ihrem Geschlecht ein­be­zo­gen wird und sicht­bar ist. Wel­che Form sich in Zukunft durch­setzt, ist noch ungewiss.

Die Ver­wen­dung geschlech­ter­ge­rech­ter Spra­che bedeu­tet ein Abbil­den der Rea­li­tät, eine Maß­nah­me gegen Dis­kri­mi­nie­rung und einen Aus­druck des Respekts.

Hin­­ter­­grund-Infor­­ma­­tio­­nen:

  • https://​sci​logs​.spek​trum​.de/​s​p​r​a​c​h​l​o​g​/​f​r​a​u​e​n​—​n​a​t​u​e​r​l​i​c​h​—​a​u​s​g​e​n​o​m​m​en/
  • https://​www​.men​to​ri​um​.de/​g​e​n​e​r​i​s​c​h​e​s​—​m​a​s​k​u​l​i​n​um/

Anre­gun­gen und Bei­spie­le für geschlech­ter­ge­rech­te Formulierungen

  • Gen­­der-Wör­­ter­­buch: https://​geschickt​ge​ndern​.de/
  • RWTH Aachen: Geschlech­ter­ge­rech­te Spra­che – Hand­rei­chung: https://​www​.rwth​-aachen​.de/​g​l​o​b​a​l​/​s​h​o​w​_​d​o​c​u​m​e​n​t​.​a​s​p​?​i​d​=​a​a​a​a​a​a​a​a​a​a​a​m​swi
    Leit­fa­den für Bache­­lor-Arbei­­ten: https://​www​.men​to​ri​um​.de/​f​u​e​n​f​—​g​e​n​d​e​r​—​a​r​t​e​n​/​#​l​e​i​t​f​a​d​e​n​—​g​e​n​d​e​r​a​r​ten

Bild: Gerd Alt­mann von Pixabay

Über die Autorin: Ange­li­ka Ohse ist Diplom-Mathe­­ma­­ti­ke­rin und Sof­t­­wa­re-Ent­­wick­­le­rin, enga­giert sich seit vie­len Jah­ren ehren­amt­lich gegen die Benach­tei­li­gung hin­sicht­lich des Geschlechts und der sozia­len Herkunft.

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