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Buch­re­zen­si­on: „Von der Pflicht. Eine Betrach­tung.“ von Richard David Precht

Posted on 26. September 2021

Der Buch­de­ckel kün­digt es schon an, dass die­ses Buch einen drin­gen­den Weck­ruf aus­sen­det. Richard David Precht räumt zwar ein, dass es uns ins­ge­samt wohl bes­ser als je zuvor gehe, was den wirt­schaft­li­chen Wohl­stand und die indi­vi­du­el­len Frei­hei­ten und Mög­lich­kei­ten zur Selbst­ver­wirk­li­chung betrifft. Aber für die geis­ti­ge Gesund­heit unse­rer Gesell­schaft stellt er eine alar­mie­ren­de Dia­gno­se mit einem bereits fort­ge­schrit­te­nen Man­gel an Ver­ständ­nis über unse­re staats­bür­ger­li­che Rolle.

Die Kri­sen­si­tua­ti­on las­se sicht­bar wer­den, dass unse­re Wohl­fühl­ge­sell­schaft mehr­heit­lich nicht erlebt hat, was eine Pan­de­mie bedeu­tet, so Precht. Stra­fe Got­tes tau­ge in der säku­la­ren und auf­ge­klär­ten Welt kaum als Erklä­rung, und moder­ne Industrie¬gesellschaften sei­en zu weit von Natur und Tier­welt ent­fernt, um dort eine Deu­tung zu fin­den. In sol­chen Aus­nah­me­zei­ten kom­me aber tie­fer sit­zen­den Ein­stel­lun­gen und Grundhaltun¬gen eine grö­ße­re Bedeu­tung zu als im rou­ti­nier­ten All­tag. So zei­ge sich auch, wie sich Men­schen als Staats­bür­ger sehen, wie sie ihre staats­bür­ger­li­chen Rech­te und Pflich­ten ein­ord­nen. Obwohl man nach län­ge­rem Ver­lust des Ver­trau­ens in den libe­ral-demo­kra­ti­schen Staat wie­der einen Ver­trau­ens­an­stieg ver­zeich­nen konn­te und sich eine Wel­le der Soli­da­ri­tät zeig­te, hebt der Autor eine Ent­wick­lung her­vor, die Sor­ge berei­ten muss.

Seit die Wehr­pflicht aus­ge­setzt ist, so Precht, sei­en wenig Pflich­ten für Bür­gerinnen übrig geblie­ben: Steu­ern zah­len, Geset­ze ein­hal­ten und den Anord­nun­gen der Poli­zei Fol­ge leis­ten. Den Staat fürch­ten, wie in frü­he­ren Zei­ten, müs­se man aber nicht. Man sehe ihn viel­mehr als Dienst­leis­ter und sich selbst als Kun­den an. Genau die­se Hal­tung pran­gert Precht aber an. Ohne in den Chor derer ein­zu­stim­men, die einen kol­lek­ti­ven Wer­te­ver­fall in der Gesell­schaft aus­ma­chen, hebt er den war­nen­den Fin­ger und lei­tet mit Bezug auf Ernst-Wolf­gang Böcken­för­de aus der Geschich­te, dem phi­lo­so­phi­schen Erbe unse­rer west­li­chen Gesell­schaf­ten und aus unse­rer demo­kra­ti­schen Ver­fas­sung ab, dass der frei­heit­li­che, säku­la­ri­sier­te Staat von Vor­aus­set­zun­gen lebt, die er selbst nicht garan­tie­ren kann. Er sei aber dar­auf ange­wie­sen, dass sich sei­ne Bür­gerinnen anstän­dig ver­hal­ten und sei­ne Wer­te frei­wil­lig teilen.

Precht kon­sta­tiert außer­dem, dass das Kon­zept der „Nati­on“ immer schlech­ter mit der glo­ba­li­sier­ten Öko­no­mie har­mo­nie­re. Und wo sowohl die reli­giö­sen als auch die natio­na­len Fun­da­men­te erschüt­tert sind, näh­re die Angst vor Iden­ti­täts­ver­lust auch Popu­lis­men. Dem Autor genügt jedoch dies allein nicht als Erklä­rung für die jüngs­ten Ent­wick­lun­gen. Er pos­tu­liert, dass die Öko­no­mie schon längst im Zuge der Glo­ba­li­sie­rung und des Sie­ges­zugs der Finanz­in­dus­trie einen kon­ti­nu­ier­li­chen Wan­del von einer Leis­tungs­ge­sell­schaft zu einer Erfolgs­ge­sell­schaft durch­ma­che und die Kluft zwi­schen Gewin­nern und Ver­lie­rern immer mehr gewach­sen sei.

Vie­le haben den Ein­druck, dass Gano­ven­tu­gen­den wie List und Schläue eher Erfolg ver­spre­chen, wäh­rend man für Kon­stanz und Treue als der Dum­me bestraft wird. Eine Vor­teils­ge­sell­schaft, die dazu kon­di­tio­niert, zuerst an sich selbst zu den­ken und ande­re zu igno­rie­ren, ver­höh­ne zen­tra­le Wer­te des Bür­ger­tums. Neid, Miss­gunst, Skep­sis und Arg­wohn sei­en bereits tief in der Wirt­schaft ver­an­kert und beschä­di­gen das Ver­trau­en. Und wenn Bür­ger stän­dig als Kon­su­men­ten, aber kaum als Staats­bür­ger ange­spro­chen wer­den, wer­de die Grund­la­ge für eine Ent­pflich­tung als Staats­bür­ger und für unso­li­da­ri­sches Ver­hal­ten gelegt. Wie­der­um mit Bezug auf Böcken­för­de kon­sta­tiert Precht, dass nicht nur der Staat, son­dern auch die freie und sozia­le Markt­wirt­schaft von Vor­aus­set­zun­gen lebe, die sie selbst nicht garan­tie­ren kann.

Umso wich­ti­ger sei die Pfle­ge der Wer­te, die den Gesell­schafts­ver­trag begrün­den. Dazu schlägt Precht für alle ein dop­pel­tes sozia­les Pflicht­jahr vor. Das ers­te nach Abgang von der Schu­le, das zwei­te – dann mit nur 15 Stun­den wöchent­lich — beim Ren­ten­ein­tritt. Die Kri­tik, die sein Vor­schlag her­vor­ge­bracht hat, dis­ku­tiert er aus­führ­lich. Dass Deutsch­land hier an die vor­ders­te Front gin­ge, glaubt Precht aber nicht und hofft auf Impul­se aus ande­ren Ländern

Für die Zeit vie­ler bevor­ste­hen­der Umbrü­che eine hoch­ak­tu­el­le und sehr loh­nen­de Lektüre!

Gold­mann, 2021; ISBN 978−3−442−31639−7, 176 S., 18 Euro; E‑Book 14,99 Euro.

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