16. Oktober 2018
Liebe Rundbrief-Leserinnen und Leser,
es ist ein aufregender Herbst für die Klimabewegung: am Hambacher Wald feierten 50.000 Menschen den (vorläufigen) Rodungsstop als Erfolg für den Klimaschutz und in Hamburg wurde der Rückkauf des Fernwärmenetzes in öffentliche Hand beschlossen. Dies darf aber nur der Anfang sein, denn international verliert Deutschland nach Jahren der Untätigkeit den Anschluss an die Spitzenakteure der nachhaltigen Transformation. Wir haben für Sie in diesem Rundbrief wieder Neuigkeiten und Fakten rund um diese Themen zusammengetragen.
Außerdem noch ein kleiner Hinweis zur Terminfunktion auf unserer Webseite: Diese ist noch immer „aus der Zeit gefallen“, heißt ohne wirkliche Funktion. Unser Programmierer arbeitet aber an dem verzwickten Problem und wir hoffen, dass wir Sie auch bald in dieser Hinsicht wieder gelungen informieren können.
Wir wünschen angenehme und spannende Lesestunden!
Ihr Zukunftsrat-Team
Einladungen
„Mehr Demokratie wagen!“
am Dienstag, den 6.11.18, 18 Uhr, im Rudolf-Steiner-Haus, Mittelweg 11–12, 20148 Hamburg.
Wir thematisieren sowohl Wiederbelebung, Weiterentwicklung als auch Verteidigung der Demokratie: dies nicht nur im formalen, organisatorischen Sinne, sondern zur Erreichung nachhaltiger und zukunftsfähiger gesellschaftspolitischer Lösungen — etwa im Sinne der UN Agenda 2030 (Ziel 16).
Wie schätzen wir den derzeitigen Zustand unserer Demokratie ein? Hat die neoliberale Politik zu einer Stärkung oder eher zum Abbau der Demokratie geführt? Ist der Populismus ein Zeichen für eine Krise der Demokratie? Wo liegen die größten Probleme? Welche Lösungsvorschläge werden dazu derzeit diskutiert? Was folgt daraus für das Handeln in Hamburg? Wie ist mehr Bürgerbeteiligung möglich? Darüber wollen wir informieren und diskutieren.
18:00
Begrüßung
18:10
Einleitungsreferate von
Dr. Ute Scheub (Politikwissenschaftlerin, Journalistin) und
Prof. Dr. Mohssen Massarrat (Prof. i.R. für Politik- und Wirtschaftswissenschaften, Universität Osnabrück)
18:50
Podiumsdiskussion mit weiteren Teilnehmern:
Dr. Mirjam Freytag (KED-Beauftragte der Nordkirche)
Claudine Nierth (Mehr Demokratie e.V.)
Dr. Helmut Stubbe da Luz (DemO e.V.)
19:50
Kurze Pause
20:00
Plenumsdiskussion
20:45
Abschluss-Statements
21:00
Ende
Moderation:
Helena Peltonen, Mehr Demokratie e.V., Hamburg
Dr. Ulf Skirke, Zukunftsrat Hamburg
Save the Date:
Karlshöher Gespräch: Spielt Geld keine Rolle? Wirtschaft und Klimaschutz.
- In Kooperation mit dem Zukunftsrat Hamburg
am Donnerstag, 21.11.18, 18:00 — 20:30 Uhr auf Gut Karlshöhe, Karlshöhe 60 d, 22175 Hamburg.
5. Hamburger Ratschlag zur Umsetzung der UN-Agenda 2030 zur nachhaltigen Entwicklung
am Freitag, den 23.11., ab 13 Uhr (Anmeldung) bis 18 Uhr im Bürgersaal Wandsbek, Am Alten Posthaus 4, 22041 Hamburg
Hamburg
Fernwärmerückkauf in Hamburg beschlossen
Wir freuen uns gemeinsam mit der Volksinitative Tschüss Kohle, die vom Zukunftsrat Hamburg unterstützt wird, sehr über die am 9. Oktober getroffene Entscheidung des Senats, die Fernwärme zu 100 % in die öffentliche Hand zu übernehmen und aus der Kohle-Wärme auszusteigen. Tschüss Kohle ruft die Bürgerschaft dazu auf, nun auch ihren Gesetzentwurf, der den Hamburger Kohleausstieg in der Fernwärme bis 2025 und beim Strom bis 2030 vorsieht, zu übernehmen.
„Wir gratulieren dem Bündnis UNSER HAMBURG – UNSER NETZ zu diesem wegweisenden Erfolg nach acht Jahren unermüdlichen Engagements. Wir freuen uns, dass unsere Volksinitiative Tschüss Kohle nach Worten des Bürgermeisters Anlass war, dass der Kohleausstieg in der Fernwärme jetzt Senatspolitik geworden ist. Es ist jetzt logisch und konsequent, dass die Bürgerschaft nun auch unseren Gesetzentwurf Tschüss Kohle übernimmt, um den Kohleausstieg über die nächste Wahl hinaus abzusichern.“ sagt Wiebke Hansen, Sprecherin und Vertrauensperson der Volksinitiative Tschüss Kohle.
Die vollständige Pressemitteilung von „Tschüss Kohle“ finden Sie hier.
Neue WHO Lärmgrenzwerte: Flughafenbetrieb in Hamburg ist eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am 10.10.2018 neue Leitlinien für Umgebungslärm veröffentlicht. Ziel dieser Leitlinien ist es, der Politik in Europa klare Empfehlungen für den Schutz der Gesundheit zu geben. Für Fluglärm empfiehlt die WHO, dass der Dauerschallpegel (Lden) am Tag auf weniger als 45 dB und in der Nacht auf weniger als 40 dB reduziert werden sollte, weil Fluglärm oberhalb dieser Werte mit schädlichen gesundheitlichen Auswirkungen bzw. mit negativen Auswirkungen auf den Schlaf verbunden ist. Die Leitlinien enthalten deutliche Belege dafür, dass Lärmbelastung zu den wichtigsten umweltbedingten Gefahren für die körperliche und psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung in der Europäischen Region zählt.
Der BUND Hamburg hat für den Fluglärmreport 2017 die zwölf offiziellen Fluglärmmessstellen über einen Zeitraum von fünf Jahren, von 2013 bis 2017, ausgewertet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass lediglich an einer Messstelle der Tagesgrenzwert der WHO von 45 dB eingehalten wird. In der Nacht sind es bei 40 dB immerhin vier von zwölf Messstellen die den Grenzwert einhalten. Die Stationen mit den höchsten Nachtlärmindizes sind die innerstädtischen Messstellen in Fuhlsbüttel mit 57 dB, Langenhorn mit 52 dB und Stellingen mit 51 dB. In den 273 Nächten von Januar bis September 2018 gab es am innerstädtisch gelegenen Hamburger Verkehrsflughafen „Helmut Schmidt“ lediglich 31 Nächte ohne Starts und Landungen von Linien- und Touristikfliegern außerhalb der offiziellen Betriebszeit. Die rechtlich festgeschriebene Nachtflugbeschränkung wurde nur in jeder neunten Nacht eingehalten. Dies entspricht einer minimalen Regelkonformität von 11,3 %. In 39 Nächten fanden sogar noch nach 24 Uhr Flugbewegungen statt.
Der BUND fordert, der Flugbetrieb nach 22 Uhr müsss jetzt in Hamburg mit Sofortmaßnahmen heruntergefahren und das Betriebszeitenende um 23 Uhr regelhaft durchgesetzt werden.
Den BUND-Fluglärmreport 2017 finden Sie hier.
Bio-Caterer schummeln in Hamburg
Die Verbraucherzentrale (VZ) Hamburg hat 20 Caterer überprüft, die in der Hansestadt Essen an Kitas liefern – und dabei ihr Bio-Engagement herausstellen. Bei sieben Caterern bewerteten die Verbraucherschützer die Angaben zur Bio-Qualität des Essens sehr positiv. Die anderen vierzehn hätten vor allem Sprüche gemacht: Großes Bio-Logo und Aussagen wie „wenn möglich, greifen wir auf Bioland- und Demeter-Lebensmittel zurück“ oder „mit überwiegendem Bio-Anteil“. Tasächlich seien aber nur wenige Lebensmittel wie Nudeln oder Reis in Bio-Qualität verarbeitet worden.
„Auf diese Weise werden Eltern über den wahren Bio-Anteil im Essen ihrer Kinder getäuscht“, monierte Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. Oft seien die Bio-Auslobungen für die verschiedenen Mahlzeiten unklar und nicht konkret genug. Außerdem würden Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker oder Farbstoffe von einigen Caterern nicht benannt. Sechs der überprüften Caterer warben zwar mit Bio, waren aber nicht zertifiziert. „Die Bio-Hinweise dieser Anbieter sind für uns daher nicht glaubwürdig“, sagte Schwartau.
Die gute Nachricht: Die Kritik zeigt bereits Wirkung. Neun der zehn bei der Bio-Auslobung schlecht bewerteten Caterer hätten nachgebessert, zwei Caterer wollen die Bio-Zertifizierung nachholen, berichtete Schwartau auf oekolandbau.de: „Die Änderungen, die wir mit dieser Veröffentlichung erzielt haben, sind überwiegend sehr zielführend”. Mehr erfahren…
Quelle: bio-markt.info
Über den Tellerrand
Mülltrennung: Plastikmüll und der Recyclingmythos
Deutschland gilt als Recyclingmeister. Obwohl das Land vieles richtig macht, werden noch lange nicht so viel Plastikverpackungen wiederverwertet, wie die Zahlen vermuten lassen. Insgesamt fallen in Deutschland jedes Jahr etwa sechs Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an, davon sind circa drei Millionen Tonnen Plastikverpackungsabfälle wie Saftflaschen, Joghurtbecher und Gummibärchentüten. Laut Eurostat wurden 2015 48,8 Prozent der Verpackungsabfälle aus Plastik recycelt. Die offiziellen Recyclingquoten seien allerdings zu hoch, meint Philipp Sommer, Experte für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe. “Wir gehen davon aus, dass die tatsächliche Recyclingrate nur etwa 38 Prozent betrug”, sagte er der DW. Mehr erfahren…
Vision für eine gerechtere Welt: Neue Internationale Charta des Fairen Handels
Anlässlich des dritten Jahrestages der Verabschiedung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung feiert die Fair-Handels-Bewegung weltweit die Veröffentlichung ihrer neuen Internationalen Charta. Die World Fair Trade Organization und Fairtrade International haben diese in den letzten Jahren unter Einbeziehung weiterer Fair-Handels-Akteure erarbeitet. Die Charta legt die grundlegenden Werte des Fairen Handels fest und definiert eine gemeinsame Vision zur Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs). Mehr erfahren…
Publikationen und Studien
Deutschland bei Kohleausstieg noch hinter den USA
Trotz aller Pro-Kohle Rhetorik der aktuellen US-amerikanischen Administration unter Präsident Trump landet Deutschland noch hinter den USA, wenn man die Bestrebungen zum Kohleausstieg der G7 Staaten betrachtet. Zu diesem Ergebnis kommt der europäische Klima-Thinktank E3G in seinem jährlichen „G7 Coal Scorecard“. Deutschland falle immer weiter hinter den führenden Ländern Frankreich, Kanada und Großbritannien zurück und drohe langsam den Anschluss zu verlieren, wenn nicht bald ambitioniertere Maßnahmen beschlossen werden. Seine Vorreiterrolle auf internationaler Ebene habe Deutschland in den vergangenen Jahren jedenfalls endgültig verloren. In den USA hingegen macht die progressive Klimapolitik vieler Bundesstaaten die Politik der Zentralregierung hinsichtlich Kohle zumindest teilweise wieder wett.
Die Zusammenfassung der Analyse können Sie hier (auf Englisch) einsehen. Die komplette Analyse steht (ebenfalls auf Englisch) hier zum kostenfreien Download bereit.
IPCC Sonderbericht
Der internationale Klimarat IPCC hat in einem Sonderbericht zum sogenannten 1,5°-Ziel angemahnt, die bei der Klimakonferenz von Paris beschlossene Grenze der Erderwärmung von 1,5°C ernst zu nehmen. Der Sonderbericht soll ein Weckruf an die Weltgemeinschaft sein, endlich drastische Maßnahmen für den Klimaschutz zu ergreifen und das Engagement für das Klima zu erhöhen. Untätigkeit würde der Welt teuer zu stehen kommen. Der Bericht macht jedoch auch Mut: Das Erreichen des Klimaziels ist noch immer möglich; auch die möglichen Pfade dorthin werden aufgezeigt. Lediglich am politischen Willen fehlt es bislang.
Den vollständigen Bericht können Sie hier einsehen.
Glyphosat schädigt Darmflora von Bienen
Das umstrittene Pestizid Glyphosat könnte für Bienen schädlicher sein als bisher angenommen. Denn wie ein Experiment enthüllt, beeinträchtigt das Herbizid die Darmflora der Honigbienen. Mehrere wichtige Bakterienarten im Darm der Insekten gehen stark zurück – und das macht sie anfälliger gegenüber Infektionen, wie die Studie belegt. Diese indirekte Wirkung könnte erklären, warum das vermeintlich für Insekten harmlose Glyphosat trotzdem das Bienensterben fördert. Mehr erfahren…
Afrika wächst — und die Armut nimmt zu
Auf dem afrikanischen Kontinent leben 1,3 Milliarden Menschen. In 32 Jahren sollen es doppelt so viele sein, und wenn das das Wachstum der Wirtschaft mit dem der Bevölkerung nicht mithalten kann, steigt die Armut. Die Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates nahm diesen Trend zum Anlass, eine neue Studie herauszugeben. Die Prognosen im aktuellen Bericht “Goalkeepers 2018” sind eher düster: 2050 sollen rund 40 Prozent der extrem armen Bevölkerung der Welt in nur zwei Ländern leben: in Nigeria und der Demokratischen Republik Kongo. Mehr erfahren…
Agenda 2030-Report „So geht Nachhaltigkeit“
Durch den Bericht „So geht Nachhaltigkeit! Deutschland und die globale Nachhaltigkeits-Agenda 2018“ werden die Ziele für nachhaltige Entwicklung greifbar und konkret heruntergebrochen. Der Band dokumentiert beispielsweise, wie junge Menschen in Deutschland aus der Armut geholt werden, wie sich ein „Volksentscheid Fahrrad“ erfolgreich durchgesetzt hat, wie durch das Modell der Gemeindekrankenpfleger_innen auch Leben im globalen Süden gerettet werden kann, wie nachhaltig praktische Nachbarschaftshilfe wirkt, wie Strom, Wasser und Wohnungen durch öffentliche und genossenschaftliche Erzeugung bezahlbar für alle bleibt, welche Wirkung „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ auf die jüngere Generation haben kann, wie Recht und Gesetz das Klima schützen und welche kreativen Protest- und Widerstandsformen es gibt.
Den Bericht können Sie hier kostenfrei herunterladen. Weitere Informationen erhalten Sie hier.
Internet Tipps
Globale Umfrage zu Nachhaltigkeit und SDGs
Der Global Survey on Sustainability and the SDGs erfasst Meinungen und Erwartungen zum Thema Nachhaltigkeit und den UN Sustainable Development Goals (SDGs) in möglichst vielen Ländern der Welt. Ziel der Befragung ist es, den Grad der nachhaltigen Entwicklung zu ermitteln, die SDGs weltweit bekannter zu machen und den Handlungsbedarf abzuleiten.
Jede/r darf mitmachen: Die Befragung richtet sich an alle Privatpersonen und Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung, der Medien sowie der Zivilgesellschaft. Die Ergebnisse werden auf www.globalsurvey-sdgs.com veröffentlicht und Entscheidungsträgern aus Politik, Wissenschaft, Bildung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft präsentiert, um langfristig Veränderungsprozesse für eine nachhaltige Entwicklung anzustoßen.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit finanziert und von Schlange & Co. (S&C), Hamburg, und der Yale University, New Haven, durchgeführt.
Aktuell gibt es das Survey auf Englisch und Deutsch, etwa 10 weitere Sprachen werden in den nächsten Wochen folgen.
Der Beitrag:
- Teilnehmen: Nimm hier am Global Survey teil und trage dazu bei, Veränderungsprozesse anzustoßen und zu beschleunigen.
- Teilen: Teile den Survey mit deinen Freunden, Kollegen und deinem Netzwerk unter dem Hashtag #GlobalSurveySDG, um den Global Survey noch bekannter zu machen.
- Unterstützer*in werden: Überzeuge deine Organisation, ein offizieller Unterstützer des Global Surveys zu werden, indem sie die Befragung verteilt (z.B. an alle Mitarbeiter oder über Social Media Kanäle). Das Logo deiner Organisation erscheint dann auf der Website. Nimm Kontakt auf!
Literaturkreis Demokratie
am Freitag, 26. Oktober 2018, 19 Uhr im Rudolf-Steiner-Haus, Mittelweg 11–12
„Wir müssen über Demokratie reden!“, findet die Stiftung „Mehr Demokratie!“. Sie lädt deshalb zu einem Lesekreis ein. Zu diesem Termin werden die Bücher „Gegen Wahlen – Warum abstimmen nicht demokratisch ist“ von David von Reybrouck und „Demopolis – oder was ist Demokratie?“ von Josiah Ober zunächst in ca. 15–20 Minuten live rezensiert (Siemüssen die Bücher also nicht unbedingt gelesen haben). Anschließend wird gemeinsam über die zentralen Inhalte diskutiert.
Laden Sie Ihre Freunde mit ein. Damit die Raumplanung klappt, wird um eine Anmeldungen unter info(at)mehr-demokratie-hamburg.de gebeten.
Eintritt ist frei. (Spenden zur Kostendeckung sind immer willkommen.)
Mehr Informationen erhalten Sie hier.