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Gast­bei­trag: Vor­han­de­nen Wohn­raum bes­ser nut­zen: eine Her­aus­for­de­rung für Kommunen

Posted on 10. April 2024
In Frei­burg wirbt eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kam­pa­gne für die Woh­nungs­tausch­bör­se. | Foto: design­con­cepts GmbH

Wie kann der Bedarf an Wohn­raum gedeckt und gleich­zei­tig des­sen Umwelt­be­las­tung redu­ziert wer­den? Das Gebot der Stun­de lau­tet „Suf­fi­zi­enz“ bzw. Spar­sam­keit: Es for­dert dazu auf, den vor­han­de­nen, weit­ge­hend unter­be­leg­ten Woh­nungs­be­stand bes­ser zu nut­zen, anstatt die­sen wei­ter aus­zu­bau­en. Eini­ge Kom­mu­nen in Frank­reich und Deutsch­land haben die­sen Weg bereits eingeschlagen.

Von Mari­on Dave­nas
Aus dem Fran­zö­si­schen über­setzt von Annet­te Kulzer

518 000: So vie­le zusätz­li­che Woh­nun­gen benö­tigt Frank­reich jähr­lich bis zum Jahr 2040. Und auch in Deutsch­land macht der Wohn­raum­man­gel regel­mä­ßig Schlag­zei­len. Um die­sem ent­ge­gen­zu­wir­ken, set­zen die bei­den Län­der ver­stärkt auf Stra­te­gien des Neu­baus, obwohl der Sek­tor einen deut­li­chen Abschwung erlebt.

Neu­bau ist jedoch nicht der ein­zi­ge Lösungs­an­satz. Laut For­scher Dani­el Fuhr­hop könn­te eine bes­se­re Nut­zung des vor­han­de­nen Bestands ganz ohne Neu­bau­ten genau­so viel Wohn­raum schaf­fen, wie 100 000 neu gebau­te Woh­nun­gen pro Jahr. Denn in bei­den Län­dern wird der Immo­bi­li­en­be­stand nur zu einem gerin­gen Teil tat­säch­lich bewohnt. In Frank­reich schätzt das Natio­na­le Insti­tut für Sta­tis­tik und Wirt­schafts­stu­di­en Insee, dass die Hälf­te aller Haupt­wohn­sit­ze stark unter­durch­schnitt­lich genutzt wer­den. Die abneh­men­den Haus­halts­grö­ßen, die Alte­rung der Bevöl­ke­rung und die Ten­denz zu mehr Ein­fa­mi­li­en­häu­sern tra­gen zu die­sem Trend bei. Die stei­gen­de Anzahl an Leer­stän­den und Zweit­wohn­sit­zen ver­stärkt dies noch weiter.

+ 67 %
Zunah­me der bewohn­ten Flä­che pro Per­son in Frank­reich zwi­schen 1984 und 2020.[1]
+ 47 %
Zunah­me der allein­le­ben­den Per­so­nen in Deutsch­land zwi­schen 1991 und 2022.[2]
+ 60 %
Zunah­me des Immo­bi­li­en­leer­stands in Frank­reich in den letz­ten 30 Jahren.[3]
22 %
Anteil der Bevöl­ke­rung, die 2022 in einer unter­be­leg­ten Woh­nung, in deut­schen dicht besie­del­ten Städ­ten lebte.[4]

Ein Trend mit gra­vie­ren­den öko­lo­gi­schen Auswirkungen

Die­se Zah­len sind nicht nur im Hin­blick auf die Immo­bi­li­en­kri­se besorg­nis­er­re­gend, son­dern glei­cher­ma­ßen für den Fort­schritt des öko­lo­gi­schen Wan­dels. So ist der Wohn­bau­sek­tor der Haupt­ver­ur­sa­cher der Flä­chen­ver­sie­ge­lung von Natur‑, Wald- und Agrar­land. Die Zunah­me der bewohn­ten Flä­che pro Per­son führt auch zu einem erhöh­ten Ener­gie­ver­brauch, der zum Teil die – durch ener­ge­ti­sche Sanie­rung oder neue, effi­zi­en­te­re Woh­nun­gen – erziel­ten Fort­schrit­te wie­der zunich­te macht.

Wäh­rend die­ses Pro­blem all­ge­mein viel zu wenig Beach­tung erfährt, schaf­fen eini­ge Kom­mu­nen Maß­nah­men einer suf­fi­zi­en­te­ren Immo­bi­li­en­nut­zung und för­dern die stär­ke­re Nut­zung des vor­han­de­nen Bestands. Die­se Lösungs­an­sät­ze waren Gegen­stand eines Peer-Dia­­logs, der im Febru­ar 2024 vom Zukunfts­werk orga­ni­siert wurde.

Loka­le Initia­ti­ven stel­len viel­fäl­ti­ge Ansät­ze vor

Leer­stand mobi­li­sie­ren, zum Umzug ermu­ti­gen, wenn sich die Bedürf­nis­se ändern, Anpas­sungs­maß­nah­men von Woh­nun­gen unter­stüt­zen, gemein­schaft­li­che Wohn­for­men för­dern… Die Viel­falt der Stra­te­gien, die wäh­rend des Dia­logs vor­ge­stellt wur­den, spie­gelt die Kom­ple­xi­tät der zu bewäl­ti­gen­den Her­aus­for­de­run­gen wider.

In Mut­ters­holtz im Elsass wur­de durch eine Kom­bi­na­ti­on aus Steu­ern auf Leer­stand und der Beglei­tung der Eigentümer:innen zur ener­ge­ti­schen Sanie­rung inner­halb von fünf Jah­ren das Äqui­va­lent einer neu­en Sied­lung geschaf­fen — ganz ohne Neu­bau­ten. In Frei­burg im Breis­gau erleich­tert eine Woh­nungs­tausch­bör­se die Wohn­mo­bi­li­tät und bie­tet eine Prä­mie für den Umzug in eine klei­ne­re Woh­nung an. Und um der stei­gen­den Nach­fra­ge nach Unter­künf­ten für Stu­die­ren­de gerecht zu wer­den, führ­te die fran­zö­si­sche Stadt Brest eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kam­pa­gne durch, in der die Einwohner:innen, ins­be­son­de­re Senior:innen, dazu ermun­tert wur­den, ein leer­ste­hen­des Zim­mer zu vermieten.

Für Alba­ne Gaspard, Lei­te­rin der Abtei­lung Zukunfts­for­schung für Gebäu­de­be­stand und den Immo­bi­li­en­sek­tor bei der fran­zö­si­schen Agen­tur für Umwelt und Ener­gie ADE­ME, ver­deut­li­chen die viel­fäl­ti­gen Bei­spie­le die Not­wen­dig­keit eines Para­dig­men­wech­sels: Wir müs­sen von dem ein­sei­ti­gen Ansatz abse­hen, den Woh­nungs­be­darf durch Neu­bau­ten auf Brach­land zu decken – und uns mul­ti­di­men­sio­na­len Lösun­gen zuwen­den, die auf eine bes­se­re Aus­las­tung des vor­han­de­nen Bestan­des abzielen.

Viel­zäh­li­ge Hemm­nis­se und Hürden

Die Hin­der­nis­se sind eben­so viel­fäl­tig. In ers­ter Linie sind sie wirt­schaft­li­cher Natur: Mieter:innen einer gro­ßen Woh­nung, in der sie schon lan­ge woh­nen, müs­sen nach einem Umzug höchst­wahr­schein­lich eine höhe­re Mie­te zah­len – selbst, wenn sie in eine klei­ne­re Woh­nung zie­hen. Ein Pro­blem, für das Vertreter:innen deut­scher Woh­nungs­tausch­bör­sen und Mie­ter­ver­bän­de eine Lösung vor­schla­gen: Sie regen an, das Recht auf einen Woh­nungs­tausch bei glei­cher Mie­te gesetz­lich zu ver­an­kern. In Öster­reich gibt es eine sol­che Rege­lung schon seit den 1980er-Jah­ren.

Doch die Hemm­nis­se sind auch emo­tio­na­ler Natur: Wir haben eine star­ke Bin­dung zu unse­rem Wohn­raum und des­sen Umge­bung. Daher sei es wich­tig, Wohn­mo­bi­li­tät auf Nach­bar­schafts­ebe­ne zu för­dern, so Johan­na Klie­gel, Bera­te­rin der Wohn­raum­Agen­tur der Stadt Göt­tin­gen. Und der suf­fi­zi­en­te Umgang im Gebäu­de­sek­tor stößt sich auch an mäch­ti­gen kul­tu­rel­len und sozia­len Nor­men, wie dem Stre­ben nach indi­vi­du­el­lem Wohn­raum. Für Johan­na Klie­gel sind posi­ti­ve Anrei­ze und eine umfang­rei­che Öffent­lich­keits­ar­beit ent­schei­dend, um suf­fi­zi­en­te­re Wohn­for­men wie gemein­schaft­li­che Wohn­pro­jek­te, bekannt und erstre­bens­wert zu machen.

Um den Bewohner:innen von Ein­fa­mi­li­en­häu­sern die Mög­lich­kei­ten einer „sanf­ten Ver­dich­tung“ zu geben, stellt das fran­zö­si­sche Start­up Vil­les Vivan­tes einen inno­va­ti­ven Ansatz vor, der die Moti­va­ti­on und die Bedürf­nis­se von Hausbesitzer:innen in den Mit­tel­punkt stellt. Der Ren­ten­ein­tritt, der Aus­zug der Kin­der, Reno­vie­rungs­ar­bei­ten… All dies sind Schlüs­sel­mo­men­te, die die Berater:innen von Vil­les Vivan­tes auf­grei­fen, um die Haus­hal­te bei der Umge­stal­tung und künf­ti­gen Nut­zung ihrer Immo­bi­li­en zu beglei­ten. Paul Lempé­riè­re, Mit­be­grün­der des Unter­neh­mens, betont, wie wich­tig es sei, auch soge­nann­te „Hirn­zeit“, also die Zeit der Vor­­ab-Über­­­le­­gun­­gen, finan­zi­ell zu unter­stüt­zen. Nur so könn­ten pass­ge­naue Maß­nah­men ent­wi­ckelt wer­den, die pri­va­te und öffent­li­che Inter­es­sen verbinden.

Was alle gemein­sam haben: Die­se ambi­tio­nier­ten Pro­jek­te und Initia­ti­ven dre­hen die übli­cher­wei­se gestell­te Fra­ge um. Es geht nicht mehr (nur) dar­um, wie die Nach­fra­ge nach neu­em Wohn­raum gedeckt wer­den kann – son­dern dar­um, wie sie ver­rin­gert wer­den kann, indem ande­re Arten des Woh­nens und der Wohn­raum­er­schlie­ßung ent­wi­ckelt wer­den. Ein Para­dig­men­wech­sel, der auch den Fach­leu­ten der Bran­che bewusst zu wer­den scheint: Im Okto­ber 2023 appel­lier­te eine Stel­lung­nah­me von 26 Akteur:innen der Immo­bi­li­en­bran­che in der fran­zö­si­schen Zei­tung Le Mon­de an die kol­lek­ti­ve Ver­ant­wor­tung der Bran­che, sich selbst in Fra­ge zu stel­len, um „den not­wen­dig gewor­de­nen Weg der Suf­fi­zi­enz im Immo­bi­li­en­be­reich zu ermöglichen”.

[1] Zukunfts­werk, anhand von Daten aus dem Data­L­ab, 2022, und Insee, 2017
[2] Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt, 2024
[3] Insee, 2024
[4] Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt, 2024

Der Blog­bei­trag ist zum ers­ten Mal am 19. März 2024 auf der Web­site des Deutsch-Fran­­zö­­si­­sche Zukunfts­werks erschie­nen: https://​df​-zukunfts​werk​.eu/​a​k​t​u​e​l​l​e​s​/​v​o​r​h​a​n​d​e​n​e​n​—​w​o​h​n​r​a​u​m​—​b​e​s​s​e​r​—​n​u​t​z​e​n​—​e​i​n​e​—​h​e​r​a​u​s​f​o​r​d​e​r​u​n​g​—​f​u​e​r​—​k​o​m​m​u​nen

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